Donnerstag, 20. April 2017
Deine Hände
Liebe Mama,

als ich vor einigen Jahren noch regelmäßig Windeln wechseln musste, kam es immer wieder vor, dass ich beim Anblick meiner Hände plötzlich deine Hände vor mir sah.

Wenn ich heute auf meine Hände schaue, fühle ich mich in ganz besonderer Weise an dich erinnert. An deine Hände, die mich gewickelt haben, die mich getragen und gehalten haben, die mich so oft gestreichelt und getröstet haben.

Es beruhigt mich, dass meine Hände deinen so ähnlich sind. Ich hoffe, dass sie meinen Kindern genau so viel Liebe und Ruhe schenken werden, wie deine Hände mir geschenkt haben.

♥ Deine Mücke

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Im schwedischen Möbelhaus
Liebe Mama,

Marie und ich waren heute bei IKEA. Dieser ganz eigene Geruch hat in mir Erinnerungen wach gerufen.

Wieder so ein Moment, in dem ich plötzlich wieder klein geworden bin. In dem ich mich an deiner Hand gesehen habe, gefühlt habe, wie nah wir uns waren.

Ich habe es geliebt, mit dir durch die Ausstellung zu schlendern, hier ein paar Kerzen, dort ein Kästchen und am Ende eine Packung Haferkekse.

Und dann kam der Tag, an dem es galt, meine erste eigene Wohnung einzurichten. Wir hatten so enorm viel Spaß, beim aussuchen von Regalen, Kissen und Deko. Wenn du auch nur ein bisschen traurig darüber warst, dass ich das Nest verlasse, du hast es mich nicht spüren lassen.

Du hast mir immer das Gefühl gegeben, jederzeit nach Hause zurück kommen zu können und trotzdem hast du mir die Freiheit gegeben, meine eigenen Wege zu gehen. Du hast mir beigebracht, auf eigene Faust durchs Leben zu gehen. Danke!

♥ Deine Mücke

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Mittwoch, 19. April 2017
Schlittschuh laufen
Liebe Mama,

gestern Abend hat sich Marie statt einer Gute-Nacht-Geschichte gewünscht, dass ich ihr eine Geschichte von dir erzähle. Ich war ein bisschen gerührt und habe mich sehr gefreut, von dir erzählen zu können.

Ich habe ihr erzählt, wie wir früher im Winter, wenn es viele Tage richtig kalt gewesen ist, unsere Schlittschuhe an den Schnürbändern zusammen geknotet und über die Schulter geworfen haben und dann zum See gewandert sind. Wie du mir beigebracht hast, auf dem glatten Eis richtig Schlittschuh zu laufen. Und wie wir anschließend heißen Tee mit Orangensaft aus der Thermoskanne getrunken haben...

Du hast mir immer halt gegeben, mich aufgefangen, wenn ich gefallen wäre. Danke, dass du mir das laufen beigebracht hast.

♥ Deine Mücke

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Sonntag, 16. April 2017
Kindertheater
Liebe Mama,

Ich sitze mit Marie auf einer Holzbank in einem blauen Kuppelzelt mit gelben Sternen. Vor uns eine hölzerne Bühne mit einem roten Samtvorhang. Marie rutscht aufgeregt auf der Bank hin und her.

Dann geht es los, der Vorhang öffnet sich und das Puppentheater beginnt. Ich bin in Gedanken plötzlich ganz weit weg, reise in der Zeit zurück, werde wieder klein. Sehe mich, wie ich mit dir im Kindertheater sitze und aufgeregt auf der Bank hin und her rutsche.

Die Welt um mich verschwimmt. Ich vermisse dich. Ich wünsche mir, noch einmal mit dir im Theater sitzen zu können, deine Hand zu nehmen, dir lächelnd in die Augen zu schauen und dir zu sagen, wie sehr ich mich freue, mit dir hier zu sein.

Da greift Marie nach meiner Hand, schaut mir lächelnd in die Augen. Ich bin augenblicklich zurück, blinzele ein paar Tränen weg und frage:"Gefällt es dir?" "Ja" antwortet sie und ihre Augen leuchten.

Ich wünschte, du könntest deine Enkeltochter kennenlernen, ich wünschte, wir könnten nur einmal zu dritt ins Kindertheater gehen.

♥ Deine Mücke

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So gut gelungen
Liebe Mama,

weißt du noch, als wir vor ungefähr achteinhalb Jahren auf der Veranda zu Hause saßen und du meine Hände genommen hast, und zu mir gesagt hast "Ich bin froh, dass du so gut gelungen bist."?

Hätte ich damals gewusst, dass du nur noch wenige Monate leben würdest, ich hätte unbedingt noch von dir wissen wollen, wie du das hinbekommen hast. Wie du es geschafft hast, das aus mir zu machen, was ich bin, wie ich bin. Und dabei so zufrieden mit dem Ergebnis zu sein.

Wenn ich heute an diesen Moment denke, bin ich glücklich, weil ich mich darüber freue, dass ich so geworden bin, wie du es dir gewünscht hast. Gleichzeitig bin ich traurig, dass du heute nicht da bist, um zu sehen, was noch aus mir geworden ist und um deine Enkelkinder kennen zu lernen. Und um mir manchmal einen Rat zu geben, was man tun muss, damit die Kinder genau so gelingen, wie man es sich wünscht.

Und ich bin traurig, weil ich dir nicht mehr sagen kann, wie froh ich bin, dass du für mich die allerbeste Mama auf der ganzen Welt bist und wie sehr ich dich hier unten vermisse.

Weißt du eigentlich, wie glücklich ich bin, dass ich dir so gut gelungen bin?!

♥ Deine Mücke

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Dein Foto im Ich-Buch
Liebe Mama, 

Freitag ist Spielzeugtag im Kindergarten. Jedes Kind bringt ein Spielzeug mit, dass es seinen Freunden zeigen kann. 

Heute morgen wollte Marie ein kleines Fotoalbum mitnehmen, in dem Fotos von Familienangehörigen und Paten eingesteckt sind. Sie hat es zu Beginn ihrer Krippezeit als sogenanntes Ich-Buch bekommen.

Sie kam damit zu mir und sagte ganz entrüstet: "Mama, da fehlt ein Foto von Oma Claudia." 

Ich war im ersten Moment sehr traurig, weil wir nicht längst ein Foto von dir in ihr Buch getan hatten. Als wir es vor etwa vier Jahren zusammengestellt und oft angeschaut haben, hätte ich es wahrscheinlich nicht ausgehalten, dir so häufig in die Augen zu schauen - ich hätte die Traurigkeit nicht ausgehalten.

Heute war ich auch sehr glücklich. Glücklich darüber, dass Marie sich auch ein Foto von dir in ihrem Ich-Buch wünscht. Und glücklich, weil wir dich so wieder öfter sehen können. Wir haben gleich eins ausgesucht und in das Album gesteckt.

Endlich ist auch ein Foto von dir im Ich-Buch.

♥ Deine Mücke 

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Wenn ich zaubern könnte...
Liebe Mama, 

vor ein paar Tagen habe ich Marie und Alexander vor dem ins Bett gehen die Ostergeschichte vorgelesen. Wir haben uns zu dritt ins große Bett gekuschelt und die beiden haben aufmerksam zugehört, wie der kleine Esel Elias die Ereignisse rund um den Tod und die Auferstehung Jesu beobachtet. 

Als die Geschichte zu Ende ist, fragt mich Marie, warum Jesus wieder auferstanden ist. Ich antworte ihr, dass er Gottes Sohn ist. "Kann Gott zaubern?" fragt sie. "Ja, so etwas ähnliches," antworte ich. "Weißt du Mama, wenn ich zaubern könnte, würde ich zaubern, dass Oma Claudia wieder auferstehen würde." 

Ich bin in diesem Moment sehr glücklich über die Gedanken meiner Tochter, die einfach ausspricht, was ich so oft denke. Ich nehme sie in den Arm und wir stellen uns vor, wie du auf deiner Wolke sitzt und uns zuhörst und dich darüber freust, dass wir an dich denken. 

Du fehlst mir, du fehlst uns und ich wünschte, du könntest deine Enkelkinder sehen, wenigstens ein einziges Mal. 

Wenn ich doch nur zaubern könnte...

♥ Deine Mücke 

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